Bio-Lebensmittel in Europa

Wir kaufen ausschliesslich Bioprodukte. Die Gründe dafür sind vielseitig, stehen hier aber nicht im Fokus. Vielmehr möchten wir hier unsere Erfahrungen teilen, wie und wo man in verschiedenen Ländern Europas Bioprodukte kaufen kann.

Viele der auf dieser Seite zusammengefassten Erfahrungen stammen von unserer grossen Wohnmobilreise durch Nord- und Osteuropa im Jahr 2017, sind eine Momentaufnahme und mögen mittlerweile auch überholt sein. Wir freuen uns daher um jegliche Inputs (auch zu hier nicht gelisteten Ländern) per E-Mail an post@raidho.ch. Gerne werden wir diese dann entsprechend ergänzen. Danke.

Länder:

Gründsätzliches zu Biolabels

Etwas überspitzt formuliert: Überall da, wo Leute bereit sind, für ein gutes Gewissen draufzulegen, wird auch Schindluder betrieben. Das EU-Biolabel ist definitiv nicht über alle Zweifel erhaben und weist in verschiedenen Bereichen Defizite auf. Gerade in den Bereich Biodiversität, Klimafreundlichkeit sowie soziale und faire Arbeitsbedingungen sind Anforderungen sehr  lasch oder gar inexistent. Nichtsdestotrotz empfehlen wir wenn immer möglich den Kauf von Biolabelprodukten, auch wenn sie nur nach EU-Bio-Verordnung zertifiziert sind. Denn letztlich ist jeder Kauf auch ein Statement, der, so die Hoffnung, dazu führt, dass künftig noch mehr Produzenten sich mit Nachhaltigkeit befassen.

WWF Schweiz führt in seinem «Ratgeber Lebensmittel-Label» die gängisten Biolabels auf und bewertet diese.

Baltikum: Estland, Lettland, Litauen

In den drei baltischen Staaten kann man sich in der Regel in den grösseren Städten gut mit Bioprodukten versorgen. In Estland ist das Angebot am besten ausgebaut, es ist auch das Land mit dem höchsten Lebensstandard der drei baltischen Länder. Eine gute Adresse ist in Estland, Lettland und Litauen jeweils die Supermarktkette Rimi Balticum. Hier deren Länderwebsites: Rimi Estonia, Rimi Latvia, Rimi Lithuania.

In Estland gibt es in der Hauptstadt Talinn und in der zweitgrössten Stadt Tartu auch die Bioladenkette Biomarket mit einem guten Produktsortiment.

In allen drei Ländern finden sich auf lokalen Märkten teilweise auch Stände mit Bioprodukten (beispielsweise direkt vom Bauern oder einer Kooperation).

Belgien

Biologische Lebensmittel gehören zum Standardsortiment der grösseren Supermarkt-Ketten, auch Fleisch und viele Frischprodukte finden sich in Bio-Qualität. Am besten fanden wir das Angebot von Delhaize, einer belgischen Lebensmittel-Kette, die auch eine eigene Bio-Produktelinie nach EU-Richtline anbietet.

Ein sehr gutes Bio-Angebot, das von Frischware bis hin zu Kosmetik und Haushaltsprodukten reicht, bieten die BioShops, die es in allen grösseren Städten gibt. Hier werden meist auch Produkte und Spezialitäten von lokalen Produzenten, beispielsweise in der bedienten Käse- und Fleischtheke. Wie üblich in Reformhäusern ist das Preisniveau höher, die Qualität der Ware aber ebenfalls.

Belgien hat ein eigenes Bio-Label «biogarantie», über das wir allerdings nicht mehr recherchiert haben.

Dänemark

Was Bio anbelangt ist Dänemark weltweiter Vorreiter. 2016 waren fast 10 Prozent der verkauften Lebensmittel biologisch hergestellt (Quelle: Organic Denmark). Kein Wunder, denn der biologische Landbau wird vom Staat stark gefördert. Dazu gehört auch ein eigenes Bio-Label: das rote Ø, welches für «statskontrolleret økologisk» steht. Die Bio-Richtlinien sind schärfer als jene des EU-Bio-Siegels und vergleichbar mit jenen von Bio Suisse (siehe Abschnitt «Schweiz»). So gilt mit dem roten Ø beispielsweise eine Nulltoleranz gegenüber Chemikalien wie Spritzmittel, die Felder dürfen nur mechanisch bearbeitet werden. Die Kontrollen durch die staatliche Institution sind regelmässig und unangekündigt. Und: ein anderes Bio-Siegel für Produkte dänischen Ursprungs ist nicht zulässig.

Das staatliche Bio-Siegel wurde 1990 lanciert und hat wesentlich dazu beigetragen, dass Bio in Dänemark eine hohe Akzeptanz geniesst – und entsprechend in den Supermärkten vertreten ist. Über 80 Prozent des gesamten Bio-Umsatzes generieren die Supermärkte und Discounter. Wer in Dänemark Bio-Produkte einkaufen will, wird also überall fündig. Die Kehrseite des Bio-Booms: Leidenschaftlich geführte Reformhäuser mit fachkundigem Personal finden sich nur noch vereinzelt in den grossen Städten.

Deutschland

Ergänzend zur EU-Bio-Verordnung gibt es in Deutschland zahlreiche Labels, die strengere Richtlinien befolgen (u.a. zusätzliche Sozialrichtlinien, höheres Tierwohl, weniger Lebensmittelzusätze). Zu den drei renommiertesten Labels gehören neben dem auch international bekannten Label Demeter auch Bioland des gleichnamigen, grössten ökologischen Anbauverbandes Deutschlands und Naturland des Verbandes für ökologischen Landbau e.V. Letzteres bietet ergänzend auch eine zusätzliche Fair-Zertifizierung. Alle drei Labels haben auf ihren Websites Suchfunktionen für das Auffinden von Produzenten und Anbietern.

Biologisch produzierte Lebensmittel in Deutschland einzukaufen ist dank der starken Naturkost- und Biolädenbewegung keine schwierige Angelegenheit, auch wenn die kleinen Läden, die lange eine Vorreiterrolle einnahmen, aufgrund des stetig grösseren Bio-Angebotes in den Supermärkten zusehends unter Druck geraten. Wir bevorzugen die speziallisierten Läden, da dort das Verkaufsportal meist nicht nur die eigenen Produkte gut kennt, sondern dank Kontakt zu lokalen Produzenten auch viele Produkte aus der Region anbieten. Bioläden, aber auch Bio-Metzgereien, Bio-Bäcker oder Naturkosmetikgeschäfte, lassen sich am einfachsten über die Website von naturkost.de ausfindig machen.

Die grossen Supermarktketten sind mittlerweile zahlreich auf den Bio-Zug aufgesprungen. Am stärksten sagt uns das Angebot von Rewe zu, das auch ein eigenes Bio-Label führt und auch viele Produkte mit den Labels Naturland und Bioland führt. Noch etwas besser ist das Bio-Sortiment bei Feneberg. Da gibt es auch viele Frischprodukte aus der Region in Bioqualität, jedoch ist die Kette nur im Allgäu vertreten.

Wer lieber direkt beim Produzenten einkauffen möchte, findet auf der Website von Dein Bauernladen ein umfassendes, einfach zu bedienendes Hofverzeichnis.

Finnland

Bio-Produkte sind in Finnland gut erhältlich – nur auf den ersten Blick nicht einfach zu entdecken, ausser sie tragen auch das EU-Biolabel. Die Produkte sind in den Supermärkten meist auch an den Regalen gut ersichtlich gekennzeichten, doch steht da, aufgrund der für uns sehr fremd wirkenden finnischen Sprache, nirgendwo etwas mit «bio» oder «øko». Bioprodukte in Finnland sind gekennzeichnet mit «luomu». So heisst gleichzeitig auch das nationale Biolabel.

Die genossenschaftlich organisierten Detailhändler S-Market und K-Market bieten viele Bioprodukte in ihren Filialen, die sich im ganzen Land finden. In Helsinki und umliegenden Städten gibt es auch eine Bioladenkette namens Ruohonjuuri. In grösseren Städten finden sich auch kleine, unabhängige Bioläden.

Wie in Norwegen gibt es in Finnland auch die in grösseren Ortschaften vertretene Ladenkette Life. Und wie in Norwegen findet man dort auch in Finnland oft weniger Frischware, dafür lassen sich hier Vorräte und Kosmetikartikel gut aufstocken.

Übrigens: Finnland verfügt über das grösste kontrolliert-biologisch zertifizierte Wildsammelgebiet der Welt (Quelle) – bei der Landschaft und Weite aber auch irgendwie wenig erstaunlich. Weitere Informationen zu Bio in Finnland finden sich am besten beim finnischen Bioverband Pro Luomu.

Frankreich

Auch Frankreich verfügt über ein eigenes Bio-Label, das «Agriculture Biologique (AB)». Es besagt einzig, dass die entsprechenden Lebensmittel nach EU-Bio-Verordnung produziert wurden, entspricht also dem EU-Bio-Label. Auf den entsprechenden Produkten sind daher in den allermeisten Fällen auch beide Labels abgebildet, das EU-Bio-Label und das französische Pendant.

In Frankreich gibt es in den meisten Supermarkketten auch Bioprodukte. Das Angebot variiert, in den Billigdiscountern ist die Auswahl am kleinsten. Daneben gibt es wie in Deutschland in grösseren Ortschaften auch oft Bioläden, die ausschliesslich Bioprodukte im Angebot haben. Teils handelt es sich dabei um regionale Ladenketten, oft aber auch um unabhängige Geschäfte. Hier lohnt es sich, vor Ort auf Google Maps nach «magasin bio» zu suchen.

Niederlande / Holland

Wie in Belgien bieten auch in den Niederlanden die grossen Supermarkt-Ketten ein stetig wachsendes Sortiment an Bio-Produkten. Hier hat uns das Angebot von Albert Heijn am stärksten zugesagt. Die Auswahl an Produkten ist jedoch kleiner als beispielsweise jenes der belgischen Kette Delhaize.

Was uns die Supermärkte nicht bieten konnten, fanden wir in den Läden der Bio-Kette Ekoplaza. Diese ist in vielen grösseren Ortschaften im ganzen Land anzutreffen und bietet ein breites Sortiment von Frischware bis zu Kosmetik. Zudem beliefert Ekoplaza auch andere, unabhängige Reformhäuser in ganz Holland mit ihren Produkten. Deren Standorte werden gemeinsam mit jenen der eigenen Läden auf der Website der Bio-Kette aufgeführt.

Ebenso wie Belgien verfügen ist auch in den Niederlanden mit «Eko» ein landesspezifisches Bio-Label anzutreffen. Auch hier kennen wir die Richtlinien nicht im Detail, gehen aber davon aus, dass sich diese lediglich an der EU-Richtlinie orientieren.

Norwegen

Obwohl Norwegen als eines der fortschrittlichsten Ländern der Welt gilt, wirkt das Angebot an Bio-Lebensmitteln noch unterentwickelt. In grösseren Städten finden sich oft kleine Bio-Läden, die nicht selten auch ein grosser Teil des Sortiments unverpackt anbieten. In den Supermärkten sucht man oft vergebens nach einer grösseren Auswahl an Bio-Produkten, insbesondere bei Frischware. In kleineren Filialen norwegischer Supermarktketten wird man oft gar nicht fündig. Die besten Erfahrungen haben wir mit den grossen Filialen von Coop (genannt «Coop Mega») und Meny (gibt es nur in Südnorwegen) gemacht.

Länger haltbare Bio-Lebensmittel (Nüsse, Getreide, Pasta etc.) finden sich auch in vielen Filialen von Life sowie in einigen von Sunkost. Teils haben diese Läden auch Frischware, die sie von Produzenten in der Region direkt beziehen.

Wer flexibel ist und Zeit hat, kann es direkt auf Bio-Betrieben versuchen, denn von denen gibt es auch in Norwegen immer mehr. Adressen sucht man sich am besten im Økoguiden auf der Website des norwegischen Bio-Verbandes Økologisk Norge heraus. Hier werden nach Provinz (nor. Fylke) sortiert Läden (Buttiker) und Bauernhöfe mit Hofladen (Gårdsutsalg) aufgelistet. Viele verfügen über eine eigene Website, meist jedoch nur in norwegischer Sprache.

Polen

Obwohl Polen einige Bioprodukte (u.a. Getreide) für den europäischen Markt produziert, findet man in den Läden so gut wie keine Produkte. In den grossen Städten gibt es in den grossen Supermärkten teilweise Bioprodukte, man muss sie aber echt suchen. In Warschau und grösseren Städten ist die Verfügbarkeit sicherlich höher, auch dank unabhängiger, kleinerer Läden. Da haben wir aber leider keine Erfahrung.

Gelegentlich findet man auf den in Polen sehr weit verbreiteten (und besuchenswerten) Wochenmärkten auch Biobauern, die ihre Produkte anbieten.

Schweden

Schweden zählt zusammen mit Dänemark und der Schweiz zu jenen Ländern, die den höchsten Bio-Anteil am gesamten Lebensmittelabsatz haben. Folglich sind Bio-Produkte bei den grossen Detailhändlern sehr gut vertreten. Am meisten überzeugt hat die Auswahl bei ICA und bei Coop. Beide führen mit «I love eco» (ICA) und «Coop Änglamark» (Coop) eigene Bio-Produktelinien.

Wie auch Dänemark hat sich in Schweden mit Krav ein eigenes, staatliches Bio-Siegel etabliert. Und wie das rote Ø des südlichen Nachbars geniesst Krav nicht nur eine extrem hohe Akzeptanz, sondern zeichnet sich ebenso durch gegenüber dem EU-Bio-Siegel schärferen Richtlinien aus, welche beispielsweise eine umweltfreundliche Verpackung und faire Arbeitsbedingungen voraussetzen.

Schweiz

Bioprodukte sind in der Schweiz weit verbreitet und gut erhältlich. Mit dem starken nationalen Verband Bio Suisse und dessen eigenem Biolabel, die sogenannte «Bio-Knospe», verfügt die Schweiz auch über ein Zertifikat, das international zu den besten zählt und das EU-Label hinsichtlich der Anforderungen weit hinter sich lässt. Die Unterschiede sind in einem PDF von Bio Suisse sowie auf deren FAQ-Website zum Label aufgelistet.

Die grössten Sortimente an Bioprodukten bieten die beiden Detailhandelsriesen Migros und Coop. In ihren Supermärkten gibt es so gut wie alles auch in Bioqualität, vieles auch regional produziert. Mittlerweile sind auch die kleineren Filialen in den Dörfern sehr gut mit Bioprodukten bestückt.

Auch die Schweizer Supermarktketten Spar und Denner bieten Bioprodukte an, jedoch ist das Sortiment oft noch überschaubar und deckt nicht alle Produktkategorien ab. Daneben bieten die auch in der Schweiz präsenten deutschen Discounter Aldi und Lidl verschiedene Bioprodukte an. In kleineren Dorfläden (oft der Detailhandelsorganisation Volg angeschlossen) finden sich leider noch immer wenig bis gar keine Bioprodukte.

In grösseren Ortschaften (ab wenigen tausend Einwohnern) finden sich oftmals auch unabhängige, sehr empfehlenswerte Bioläden. Viele davon sind dem Netzwerk Bio Partner angeschlossen, das online auch einen guten Shopfinder bietet (Achtung: Es sind nicht nur reine Bioläden gelistet, sondern auch solche, die einzelne Produkte aus dem Biopartner-Netzwerk anbieten.)

In der Schweiz gibt es zahlreiche Biobauern, die ihre Produkte an Wochenmärkten oder direkt auf dem Hof anbieten. Ein gutes Verzeichnis für Bauernhöfe mit Hofverkauf (aber auch für Ferien auf dem Biohof oder Biorestaurants) bietet das empfehlenswerte Webverzeichnis «Knospehof» von Bio Suisse. Auch die Plattform «Vom Hof» bietet ein Verzeichnis für Biobauern mit Hofverkauf (Kategorie «Bio» bei der Suche wählen).